Die an der Stelle des Depots der Administration des ponts et chaussées
entlang der N13 durchgeführten Ausgrabungen haben neue Einblicke in den vicus Ricciacus
ermöglicht und auch einiges an Fundmaterial zu Tage gefördert. Darunter ist auch das auf der diesjährigen Mitgliedkarte abgebildete Stück.
Die von den Ausgrabungen betroffene Fläche von ca. 300 m2
befindet sich in einem etwas abseits des Zentrums des vicus
gelegenen Bereichs. Hier wurden der Hinterhof eines, entlang einer Nebenstraße gelegenen, Gebäudes, dessen rückwärtige Mauer sowie fünf Brunnen und mehrere Vorratsgruben wurden dokumentiert.
Aus einem dieser Brunnen, der mit Siedlungsabfall aus der Mitte des 3. Jahrhunderts verfüllt war, stammt der abgebildete langzinkige Eisenkamm, bei dem es sich um einen einseitigen Textilkamm handelt. Mit seinen Maßen von 3,4 x 9 x 1 cm, gehört er zu den kleinsten Vertretern dieser Gattung. Seine Zinken sind bereits in der Antike abgebrochen, was vermutlich der Grund für seine Entsorgung war.
Neben diesen einseitigen Kämmen gibt es ebenfalls welche, die auf beiden Seiten mit langen, schmalen Zinken versehen sind. Beide Formen werden generell zusammen behandelt und ihnen wird die gleiche Funktion zugeschrieben. Einseitige Kämme kommen jedoch im Allgemeinen seltener vor. In der Literatur wird diese Gattung meist als Flachskamm (Hechel) oder als Wollkamm (Karde) bezeichnet. Sicherlich lassen sich die Kämme zur Aufbereitung beider Fasern nutzen, jedoch erscheint es, in Anbetracht der typischen und noch bis in die Neuzeit für diese Prozesse genutzten Geräte unwahrscheinlich, dass es sich hierbei um Hecheln für das „Kämmen“ von Flachs handelt. So kommt am ehesten die Nutzung für die Wollverarbeitung in Frage. Allerdings ist, vor allem das Dalheimer Stück, mit seinen nur 3,4 cm sehr viel schmaler als die bekannten Vertreter dieser Gattung, deren Breite eher um die 10 cm liegt. Es besteht die Möglichkeit, dass es, zusammen mit weiteren Stücken, in einen Holzrahmen eingesetzt war, um mehr Fläche und Stabilität zu haben. Die feinen Zinken und die schmalen Abstände zwischen ihnen lassen zudem vermuten, dass die Kämme am Ende des Kämmprozesses für eine sehr feine Wolle verwendet wurden.
Alternativ wird – unter Berufung auf eine Darstellung auf einem Fresko aus Pompeij – eine Nutzung bei der Aufbereitung von fertigem Tuch in Betracht gezogen, jedoch ohne, dass diese Funktionsweise näher erläutert wird.
So bleibt fraglich, für was genau diese Art von Kämmen benutzt wurde. Durch einige Fundzusammenhänge und bildliche Darstellungen erscheint klar, dass sie in der Textilverarbeitung ihren Platz hatten. Unter welcher Form, muss jedoch offenbleiben. Ebenso schwierig gestaltet sich die Datierung dieser Kämme, da ihre Form sich kaum verändert. Ihre schwerpunktmäßige Verbreitung scheinen sie jedoch während der Spätantike, also ab dem 4. Jh., zu haben.
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Literatur
B. Hanenmann, Die Eisenhortfunde der Pfalz aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. – Band 1. Forschungen zur Pfälzischen Archäologie, Bd. 5 (Speyer 2014).
E. Lehnhardt/S. Karg, Textilherstellung in Belginum. Zwei Eisenkämme aus dem keltisch-römischen Gräberfeld von Wederath-Belginum
und der römischen Siedlung Belginum
– Eine Diskussion zur möglichen Verwendung dieser Funde. In: R. Cordie/N. Haßlinger/J. Wiethold (Hrsg.), Was aßen Kelten und Römer? Umwelt, Landwirtschaft und Ernährung westlich des Rheins. Schriften des Archäologieparks Belginum 17 (Trier 2019) 189-198.
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